Vor der letzten EM prognostizierten wir, dass Deutschland zwei der nächsten vier Turniere gewinnen würde, weil wir unsere Mannschaft für die Beste der Welt hielten. Jetzt steht diese Mannschaft davor sich zu krönen. Die Geschichte des Turniers in unseren Worten.

Maracana-Stadion (Erica Ramalho)

Vor dem Abflug unserer Mannschaft nach Brasilien verwiesen wir auf die unvergleichliche Konstanz der Leistung Deutschlands bei Weltmeisterschaften. „Historisch war Deutschland, bei Weltmeisterschaften an denen es teilgenommen hat, in 64,7 % der Fälle in das Halbfinale und in 41,2 % der Fälle in das Finale eingezogen.“ Das sind nun 66,7 % und 44,4 %. Wir bezeichneten so das Erreichen des Halbfinals als deutsche Normleistung. Erst der glorreiche Sieg gegen Brasilien und „das Erreichen des Finals ist demnach als besonderer Erfolg zu bezeichnen. Damit unsere Siegquote dort allerdings nicht unter 50% verharrt, sollte das nächste Finale tunlichst gewonnen werden. Und das ist es so auch, was wir möchten.“

Vor dem USA-Spiel hatten wir geschrieben: „Der folgende Turnierverlauf hat es in sich. Im Achtelfinale warten zwar nur mittelmäßige Gegner, ab dem Viertelfinale kann es aber dann zum Beispiel gegen Frankreich […], Brasilien […] und im Finale gegen Argentinien gehen.“ Und so sollte es sein.

Wie kam es dazu? Nach der Vorrunde hatte es sich schon angedeutet. „Der Bundestrainer hat plötzlich umgedacht und versieht die Mannschaft mit einem deutlich konsequenteren Defensivauftrag. Wir sehen nicht mehr den ungezügelten Hurra-Fußball, den viele vermissen, sondern eine auf Stabilität und Ordnung ausgerichtete Spielweise, die stärker an die erfolgreichen deutschen Teams der Vergangenheit erinnert, als je zuvor unter Löw. Das Team wirkt insgesamt deutlich reifer. Wer sich das Mannschaftsfoto vor der USA-Partie anschaut, sieht eine zwar patschnasse, aber beeindruckende Geschlossenheit und Ambition ausstrahlende Truppe. Selbst die jüngsten Spieler sind kampferprobt und haben Champions-League-Finals bestritten. Der Kern des Teams, der 2006 noch grün hinter den Ohren war, weiß, dass es die letzte Chance für einen WM-Titel ist und man sieht ihnen die Ernsthaftigkeit an. Selbst der Bundestrainer wirkt plötzlich wild entschlossen. Wir hatten stets Probleme uns Joachim Löw als Weltmeister vorzustellen; nach seinem Auftreten in der Vorrunde, fällt es uns leichter.“

Um es kurz zu sagen, wir haben uns früh im Turnierverlauf von Löw-Gegnern zu Löw-Fans gewandelt. Und zwar, weil der Bundestrainer nun ein anderer ist. Strategie, Taktik, Auftreten und Wille sind weltmeisterlich.

Am 4. Juli ging es dann gegen Frankreich, „gegen die wir noch nie ein wichtiges Spiel verloren haben.“ Es wurde ein letztlich ungefährdeter Sieg.

„Wir haben es besprochen. Löw ist umgeschwenkt. Er möchte jetzt mit aller Macht den Titel und lässt die Mannschaft defensiv kompakter arbeiten. Die Offensive ist kontrolliert und geduldig. Die Spieler agieren selbstbewusst. Die Mannschaft läuft mehr als alle anderen. Sie erinnert an unsere Meistermannschaften.“

„Nach einer weiteren ernsthaften, reifen und defensiv soliden Leistung steht Deutschland als erste Mannschaft überhaupt zum vierten Mal in Folge in einem WM-Halbfinale. Die Mannschaft ist für uns Titelfavorit.“

Und dann Brasilien.

„Heute vor 24 Jahren war die römische Nacht. Brehme verwandelte mit großer Sicherheit. Die Revanche für 86 gelang. Deutschland war Weltmeister. Heute, fast eine Generation später, erfüllt uns große Sehnsucht dieses Gefühl noch einmal zu erleben. Heute Nacht ist Brasilien Durchgangsstation.“

Und jetzt Argentinien.

Wir könnten über die höhere Qualität der Gegner reden, die Deutschland im Vergleich zu Brasilien aus dem Weg geräumt hat. Wir könnten darüber reden, dass die gesamte Mannschaft fit und ausgeruht ist, nachdem sie einen Tag mehr entspannen konnte und im Gegensatz zu Argentinien nicht über die Verlängerung gehen musste.

Wir könnten über den Soccer Power Index reden, der so gut wie jedes Ergebnis der KO-Runde bei dieser WM richtig vorhergesagt hat und deutlich für Deutschland spricht. Wir könnten auf die Wettquoten verweisen, die uns mit 60% vorne sehen oder Experten wie Magath und Rangnick zu Wort kommen lassen, die allesamt den Titel erwarten.

Wir möchten aber sagen, dass wir davon überzeugt sind, dass Deutschland im Finale die bessere Mannschaft stellt. Und wir möchten auf unsere große Zuversicht verweisen, dass das deutsche Team sich noch einmal steigern und auch etwaige Rückschläge im Finale wegstecken wird.

Wenn wir in die Gesichter unserer Mannschaft schauen, wissen wir, dass sie sich schließlich durchsetzen werden. Es reicht uns, wenn Müller sagt: „Wir werden alles in die Waagschale werfen.“ Das ist unser Turnier. Deutschland wird Weltmeister.