Fußball-Europameisterschaft 2012: Deutschland 1 - 2 Italien
Scholl hat recht
Ich persönlich freue mich ja, wenn das ZDF an der Reihe ist die Übertragung eines EM-Spieles zu übernehmen. Ganz einfach weil ich Oliver Kahn lieber höre als Mehmet Scholl. Gestern Abend jedoch, hat mir Mehmet aus dem Herzen gesprochen.
Das Spiel war zu Ende. Wir hatten verloren. Und zwar gegen die Italiener! Und nicht, dass dies schon schmerzhaft genug war, sofort ging es in gewohnter Weise weiter. Schließlich hatte man den Schuldigen bereits ausgemacht. Das wollte man sich auf journalistischer Seite nun von allen Beteiligten bestätigen lassen. Wir lieben es einfach, uns nach der Niederlage so richtig schön im Schmerz und unseren Fehlern zu suhlen und uns ganz der Schwarzmalerei hinzugeben.
Da kann uns die deutsche Mannschaft über Wochen mit Vorfreude und tollen Erfolgen erfüllt haben. Da nützt es nichts mehr, dass wir tolle Spieler haben, Identifikationsfiguren zu denen wir aufschauen könnten. Nein, bitterer Weise kommen alle Beteiligten im Falle einer Niederlage direkt vors Kriegsgericht, oder eben vor das Mikrofon eines Reporters. Natürlich auch die Spieler, doch das Sahnehäubchen ist das Gespräch mit dem Trainer. Denn hier haben wir ja den Schuldigen. Schließlich hat er uns alles kaputt gemacht mit seiner taktischen Fehlleistung.
Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht. Es sollen kritische Fragen gestellt werden. Richtige Antworten auf diese Fragen bringen uns schließlich weiter. Und genau darum geht es doch auch. Um einen vorwärtsgewandten Blick. Dieser Blick kam gestern wieder zu kurz. Vielleicht wäre es für uns alle erfreulicher gewesen, wenn wir uns nach angemessener Diskussion über das Spiel auch wieder auf unsere Stärken und die Zukunft der Mannschaft besonnen hätten. Denn das ist doch die andere Seite der Medaille. Wir haben eine superjunge Mannschaft, einen großartigen Kader, junge Talente, deren Namen wir nicht mal kennen, die dank beispielloser Förderung seitens des DFB nach oben kommen. Man könnte an so einem Abend, so traurig er ist, auch einmal solch eine Liste beackern. So aber bleibt unerfreulicher Weise nur das dumpfe Gefühl der Niederlage zurück.
Und nun, am Ende des Artikels, kommt auch Mehmet Scholl wieder ins Spiel. Denn auch Rheinhold Beckmann wollte gestern, in seiner einzigartigen Art, den Finger in die Wunde legen. Und so stellte er (übrigens zum xten Mal an diesem Abend, nur diesmal an Scholl) die Frage nach der Schuld des Trainers. Nur Scholl wollte nicht. Er hatte scheinbar auch genug. Es sei müßig und billig sich in der Situation der Niederlage einzubilden, man hätte das richtige Mittel gegen die Italiener gehabt, wenn.. Für ihn sei allein wichtig, dass der Bundestrainer einen Plan verfolgt habe, und diesen im Interview begründet hat. Joachim Löw habe eine wohl durchdachte Entscheidung getroffen. Er habe damit Verantwortung übernommen und trage diese auch. Punkt. Aus. Richtig Mehmet!