Durch den gestrigen Sieg gegen die Eintracht krönt sich der FC Bayern München in der Kaiserstadt zum Deutschen Meister 2013. Auf das Versagen in der Hölle dahoam, folgt die schnellste Wiedergeburt. Triumph und Auftrag!

Die Bayern in Mainz, 1. Februar 2013

Schweinsteiger trat an und wirkte ängstlich, gar verkniffen; er schien nichts mehr gewinnen, nur noch verlieren zu können. Er rannte an und „seine Verzögerung ließ zum letzten Mal den Mangel an Kühnheit offenkundig werden, der die Bayern in diesem Finale den Sieg gekostet hatte.“ Er und seine Mannschaft waren im Champions League-Finale zuhause kläglich gescheitert.

Nicht einmal ein Jahr später nun sehen wir einen Schweinsteiger, erhobenen Hauptes, der im vollen Lauf und dennoch mit großer Lässigkeit per Hacke das Meistertor erzielt. Bayern lebt und es ist stärker als je zuvor! Nicht nur Rummenigge sieht im Nachgang in der bittersten Stunde des Finales 2012 auch eine Befreiung, die den Verein sogar gestärkt hat. Er spricht von einer „wichtigen Lehre“. Lernen durch Schaudern, eine Katharsis.

Totaler Erfolg

Der Erfolg des FC Bayerns 2012/2013 ist total. Nach Rekordstart mit perfekten acht Siegen hatte der Club die Saison vorgezeichnet. Auch aus der Winterpause sprinteten die Bayern mit elf Siegen. Deutlicher kann man die eigene Bestimmung nicht unterstreichen. Die Meisterschaft war so stets ungefährdet und wirkte letztlich spielerisch. Es gelang große Rekorde aufzustellen. Die schnellste Meisterschaft (sechs Spieltag vor Schluss), die meisten Auswärtssiege, die meisten Auswärtspunkte, nur um nochmal die Wichtigsten vor Augen zu führen.

Wie war das möglich?

Ein solch großartiger Erfolg beruht auf vielen Faktoren. Der Antrieb, nach zwei verlorenen Jahren wieder die Vormachtstellung zu erringen. Die Qualität in der Breite. Sechzehn Nationalspieler ergänzten sich perfekt und nie führte eine Auswechslung oder Verletzung zu einer Schwächung. Der wiedererstarkte Schweinsteiger, der seine Mannschaft beflügelte. Der angriffslustige Philipp Lahm, der schon jetzt mehr Assists spielte, als es seit 2004 ein Verteidiger in Bundesliga vermocht hat. Und schließlich, vielleicht überraschend: die Faulheit. Mit 113,5 km pro Spiel weisen die Bayern die drittgeringste Laufleistung aller Bundesligisten auf! Wer spielt, muss nicht laufen! Gleichzeitig blieben die Bayern ohne rote Karte und sind in dieser Saison auch insgesamt eine der fairsten Mannschaften. Besser geht’s wohl nicht.

Ansporn für die Liga

Für die Liga ist die Stärke natürlich auch betrüblich. Die eigenen Beschränkungen werden den anderen Teams schon überdeutlich vorgeführt. Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass alle 27 Saisonspiele der Bayern ausverkauft waren und so die ganze Liga vom Glanz des Teams aus dem Süden profitiert. Nehmt es als Ansporn und lernt von den Siegern.

Aber auch Auftrag!

Was bleibt ist Europa. Rummenigge zeigt auf die klaffende Wunde: „Was der Bundesliga tatsächlich fehlt, ist der internationale Titel. Die deutschen Klubs müssen mal wieder in der Lage sein, regelmäßig die Europa League oder Champions League zu gewinnen. Diese Titel werden international am meisten zur Kenntnis genommen. Die Bundesliga hat da ein Loch von zwölf Jahren. Dieses Loch gilt es jetzt zu schließen.“

Und genau das erwarten wir jetzt auch von den Über-Bayern!