Weltmeisterschaft im Schwergewicht: Klitschko gegen Charr

Götterdämmerung oder Business as usual

Am Samstag haben wir erneut Gelegenheit den ersten deutschen Weltmeister im Schwergewicht nach Max Schmeling zu küren. Aber kann Manuel Charr wirklich gegen Vitali Klitschko gewinnen?

 

Vitali Klitschko vs Manuel Charr (picture alliance)

Für viele ist die Antwort darauf ein eindeutiges „Nein“. Die Quoten in einschlägigen Wettbüros stehen 1 zu 1,07 für Vitali Klitschko. Auch wir möchten an dieser Stelle unsere Prognose für den Kampf (Samstag, 8. September, RTL ab 22 Uhr) abgeben, doch schauen wir uns zunächst die beiden Boxer genauer an.

Physische Voraussetzungen

Größe und Reichweite sprechen eindeutig für den Weltmeister. Mit 2,02 Metern ist er gute 10 Zentimeter größer als Manuel Charr. Im Boxen ist das ein klarer Vorteil. Gewichtsmäßig werden sich die beiden Linksausleger bei etwa 110 Kg einpendeln, hier herrscht also Waffengleichheit. Vitali Klitschko ist mittlerweile 41 Jahre alt und damit 14 Jahre älter als Manuel Charr. Dieser scheinbare Vorteil wiegt im Boxen nicht ganz so schwer wie in anderen Sportarten. Denn hier ist neben der körperlichen Fitness auch die Kampferfahrung entscheidend. Klitschko weiß wie er sich den Kampf einzuteilen hat. Kann dank seiner Routine zwischen Anspannung und Entspannung variieren. Das spart im Boxen sehr viel Kraft. Wobei hier kein falscher Eindruck entstehen soll: Klitschko wird wie immer auf den Punkt vorbereitet und topfit sein. Womöglich wird er sogar fitter als sein Gegner sein. In dieser Rubrik kann Manuel Charr also nicht punkten. Schauen wir weiter.

Kampfstil

Vitali Klitschko wird wie üblich versuchen mit tief hängender Führhand und stabilem Stand aus der Ringmitte zu boxen. Manuel Charr hat angekündigt von Beginn an marschieren zu wollen. Er muss als kleinerer Mann versuchen die Distanz zu überbrücken, um an Klitschko heranzukommen. Nur dann könnte er ihm eventuell gefährlich werden. Schaut man sich seine bisherigen Kämpfe an, dann kann man ihm zu Gute halten, dass er permanent im Vorwärtsgang ist. Dieser ständige Druck des Gegners kann sehr unangenehm sein. Vor allem, wenn man merkt, dass man ihm nicht über 12 Runden standhalten kann. Mike Tyson hat das in seinen besten Jahren perfekt vorgemacht. Ob dies dem teilweise etwas behebig wirkendem Charr gelingt, ist ein spannender Punkt, wagen wir aber zu bezweifeln. Zumal er nicht annähernd über die Schlaghärte von Vitali Klitschko verfügt. Und der hat ja bereits gezeigt, dass er ein exzellentes Kinn hat. Wir gehen also eher davon aus, dass Klitschko seinen Gegner auf Abstand halten kann. Manuel Charr wird sich hinter seiner, wohlgemerkt stabilen, Doppeldeckung verschanzen, Klitschko versuchen diese immer wieder aufzubrechen und ihn mürbe zu boxen. Auch hier gehen die Punkte eher an Klitschko.

Mentale Stärke

Wie im letzen Abraham-Artikel beschrieben, kommt es beim Boxen sehr auf Mut, Willenskraft und mentale Stärke an. Hier trauen wir Manuel Charr einiges zu. Er scheint tatsächlich keine Angst vor Vitali Klitschko zu haben, wirkt locker und zuversichtlich. Wenn man sich seine Kämpfe ansieht, erkennt man in ihm den Typ Boxer, den ein schwerer Treffer eher motiviert als einschüchtert. Charr ist ein Fighter und das ist eine gute Nachricht für Samstagabend. Doch: Vitali Klitschko ist mental mindestens genauso stark. Er hat schon ganz andere Kämpfer im Ring gehabt, Manuel Charr wird ihn da leider kaum beeindrucken können. Hier sehen wir die Situation also eher ausgeglichen.

Warum der Kampf trotzdem spannend wird

Trotz der vielen Vorteile auf der Seite des Weltmeisters, erwarten wir keinen langweiligen Kampf. Zwar haben schon des öfteren selbsternannte „Bad Boys“ ziemlich harmlos ausgesehen, sobald sie mit einem der Klitschkos im Ring standen, Manuel Charr könnte eine andere Nummer sein. Seine bisherige Lebensgeschichte war dramatisch. 1984 im Libanon geboren, starb sein Vater im Bürgerkrieg als er 4 Jahre alt war. Die Mutter floh mit ihm und seinen Geschwistern nach Deutschland wo er von Beginn an kein einfaches Migrantenleben führte. Aus dieser Biografie ist ein starker Wille entsprungen, der nicht so leicht zu brechen sein wird. Wir drücken ihm jedenfalls die Daumen und wünschen ihm viel Erfolg bei seinem Vorhaben. Und wie sagt man so schön: Ein Spiel dauert 90 Minuten und im Schwergewicht kann ein Schlag die Entscheidung bringen. Vielleicht haben wir am späten Samstagabend tatsächlich einen neuen deutschen Schwergewichts-Weltmeister. Wir wünschen uns allen jedenfalls einen spannenden Abend. Haut rein Jungs!

Kommentare

2 Kommentare zu “Götterdämmerung oder Business as usual
  1. Fantomas sagt:

    Auch wenn man Charr eine starke Leistung wünscht, so wäre natürlich für den großen Klitschko eine Niederlage kein würdiges Karriereende. Aber dazu wird es nicht kommen…

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