Nachtrag zum Abraham-Kampf

Die Macht innerer Stärke

Der Kampf zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham war eine Demonstration von Willensstärke – und übrigens auch ohne K.O. einer der besten Kämpfe seit langem.

 

Jeder, der schon einmal im Boxring gestanden hat, weiß, was dieser Sport bedeutet. Sicher: jeder Profisportler muss am Wettkampftag topfit und mental stark sein. Doch im Boxen kommt ein weiterer Faktor hinzu. Man sieht sich einem Gegner gegenüber, der diesen Kampf nicht nur gewinnen will, sondern für den ein K.O. das Sahnehäubchen ist. Boxen ist immer mit Schmerzen am eigenen Leib verbunden. Jeder Fehler bedeutet nicht nur Punkte für den Gegner, er stellt auch eine Gefahr für die eigene Gesundheit dar. Dies führt zu einer maximalen Anspannung vor dem Wettkampf und im Ring, die man in den Griff bekommen muss, will man den Kampf gewinnen.

Arthur hat eine schwierige Zeit hinter sich gelassen

Arthur Abraham hat am Wochenende gezeigt, dass er über die innere Stärke verfügt mit dieser Situation umzugehen. Seien wir ehrlich: nur wenige hätten ihm einen Sieg gegen Robert Stieglitz zugetraut – einen Punktsieg ohnehin nicht. Ihm bei seinen letzten Kämpfen zuzusehen, hat tatsächlich keinen Spaß gemacht. Das Super Six Turnier war eine Schmach. Trainer und Promoter hatten zwischenzeitlich den Glauben an ihn verloren. Nur noch ganz hartgesottene Fans hielten zu ihm. Seine Presse war miserabel. Auch der Aufbaukampf gegen Piotr Wilczewsk hat nur wenige überzeugt. In einer solchen Situation braucht es Kraft und Überzeugung, um weiterzumachen.

Lockerheit anstatt brutaler Gewalt

Aber er hat weiter gemacht und wir alle waren verblüfft über seinen Auftritt am späten Samstagabend. Abraham boxte im Vergleich zu früher geradezu locker. Weder waren wilde Schwinger noch die oft kritisierte Verschanzung hinter der Doppeldeckung zu sehen. Ja, man darf sogar sagen, er bestimmte den Kampf. Und zwar mit einer lässig geschlagenen Führhand und Eins-Zwei-Kombinationen über die Innenbahn. Ab und an nahm er sich eine kleine Pause, um dann bis zum Ende von Runde 12 das Kampfgeschehen zu diktieren. Wir sollten eines nicht vergessen: sein Gegner hieß Robert Stieglitz. Weltmeister im Supermittelgewicht und Konditionsmaschine. Wer ihn kennt, weiß, dass er locker 12 Runden volles Tempo gehen kann und einen Werkzeugkasten an Schlägen und Kombinationen bereithält, die Abraham eigentlich hätten alt aussehen lassen sollen. Haben sie aber nicht.

Strategie befolgt, Kampf gewonnen

Wenn Arthur Abraham an diesem Abend eines gelernt hat, dann, dass es Sinn macht auf seinen Trainer Uli Wegner zu hören. Die beiden haben sich im Trainingslager eine Strategie erarbeitet, Abraham hat sie umgesetzt und so den Kampf gewonnen. Die locker und häufig geschlagenen Führhände haben Stieglitz daran gehindert sich selbst zu entfalten. Die knochenharten Schläge mit der Rechten haben schon früh für ausreichend Respekt gesorgt. Das Abraham nicht auf Biegen und Brechen einen K.O herbeiführen wollte, ist ebenfalls eine Weiterentwicklung. Denn so hat er vermieden zu verkrampfen und all zu früh keine Reserven mehr zu haben.

Aber Arthur Abraham hat noch etwas getan. Er hat nicht nur der Strategie von Uli Wegner vertraut, sondern auch an sich und seine Stärken geglaubt. Das Wissen um das eigene Können und der unbeirrbare Wille zum Sieg, sind beim Boxen oft genauso wichtig wie eine ausgefeilte Technik. Marco Huck macht uns das in seinen Kämpfen immer wieder vor. Arthur Abraham hat das an diesem Abned auch getan.

Kommentare

2 Kommentare zu “Die Macht innerer Stärke
  1. Sportfreund sagt:

    Das Comeback des Jahres! Der hat wirklich reingehauen. Gut, dass er wieder eine Gewichtsklasse tiefer kämpft; da liegt seine Zukunft.

  2. […] im letzen Abraham-Artikel beschrieben, kommt es beim Boxen sehr auf Mut, Willenskraft und mentale Stärke an. Hier trauen wir […]

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