Formel 1 - Großer Preis von Singapur

Der Fahrer

Die Nacht atmet schon und doch ist es noch heiß. Die schwüle Luft Singapurs wird an der Strecke durch die gleißend helle Beleuchtung noch zusätzlich erwärmt. Feuerfeste Unterwäsche und der Rennoverall umschließen den Körper des Fahres luftdicht.

 

Der Fahrer spürt die Anspannung, die ein Geist veranlasst, der sich auf die Schlacht einlässt. Auch während der Schweigeminute schweift hier nur der kleinste Gedanke ab. Es herrscht ein innerer Monolog in der Aussicht auf die Hitze von 61 Runden mit 23 Kurven und schonungslosen Bodenwellen. Das Grün der Lichtorgel befreit schließlich die erste Spannung, es geht auf die Einführungsrunde, ein Gefühl der Vorfreude stellt sich ein. Erst gegen Ende der Runde gewinnt das Fieber endgültig die Oberhand. Der Fahrer reißt das Lenkrad hin und her, um die Reifen auf Temperatur zu bringen. Dann nimmt er seinen Platz in der Startaufstellung ein.

 

Acht Meter vor ihm sieht er den Kontrahent. Jetzt währen Sekunden ewig. Die Orgel ist sein wichtigster Bezugspunkt. Rot, rot, rot, rot, rot, dann nichts! Reine Erlösung, bloße Reaktion, Vollgas und sofort unmittelbar der Kontrahent links und die Kurve vornan. Dort will der Fahrer als erster rein und dann nicht nachgeben. Versuchts erst außen, dann innen und wieder die Ewigkeit und die Angst vor der Berührung. Alles kann sogleich vorbei sein, es bleibt keine Zeit für einen Atemzug. Doch es scheint zu klappen, er schiebt sich voran und schließlich, im letzten Sekundenbruchteil, lässt der Kontrahent locker! Die Kurve gehört dem Fahrer, er ist vorbei und einen Zug näher am Sieg. Jetzt atmen, das Rennen kann beginnen…

 

(Am Ende reichts. Der Fahrer gewinnt. Sein Rückstand in der WM ist deutlich verkürzt. Er liegt weiter im Plan und hat jetzt wieder das große Ziel vor Augen. Noch sechs Rennen.)

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