Perspektiven für den deutschen Mannschaftssport

Aus Siegern wird man klug!

Obwohl das deutsche Hockey mit nur etwa 400 Vereinen und 75000 Aktiven eine elitäre Struktur hat, spricht die Nachhaltigkeit der Erfolge für sich. Vom Hockey lernen, heißt daher siegen lernen.

 

Dr. Lutz Nordmann, der in einer der größten Erfolgsphasen des deutschen Hockeys Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bunds war, identifiziert einen Komplex von Faktoren der Erfolge begünstigen kann:

 

– Die Sportler-Persönlichkeit und ihre Einstellung zu hohen Leistungsmaßstäben.

 

– Die Qualität des Trainings und dessen Ausrichtung auf die Wettbewerbssituation

 

– Die Güte der Belastungssteuerung in Training und Regeneration

 

– Die konsequente Entwicklung des spezifischen Fähigkeitsniveaus

 

– Die Nutzung leistungsunterstützender Maßnahmen

 

– Der Zeitrahmen und die Professionalität des Lebensregimes der Sportler

 

Dieser Komplex kann nur auf Verbandsebene gefördert werden. Die Leistungsmaßstäbe müssen dabei definiert und kontrolliert werden. Die Jugendarbeit muss auf Heranführung von Anschlusskadern ausgerichtet sein. Internationale Entwicklungstendenzen sollten aufgenommen werden. Trainingsprinzipien werden zentral aufgestellt und flächendeckend eingesetzt. Zuletzt sollte auf eine  Kompatibilität von nationalen Wettkämpfen und den internationalen Saisonhöhepunkten geachtet werden. Im Ideal ergänzen sich diese Aspekte.

 

Das deutsche Hockey schafft es diesen Komplex mit Leben zu erfüllen und aus überschaubaren Ressourcen immer wieder das Optimum herauszuholen. Einige Hockey-spezifische Gründe sind natürlich ebenfalls anzuführen. So ist Hockey weltweit in großen Teilen noch immer ein Amateursport, was ihm einen besonderen Charakter verleiht. Des Weiteren wird Hockey in Deutschland vornehmlich von Akademikern betrieben, was ebenfalls Vergleiche erschwert. Zudem wird in Deutschland die weltweit angesehenste Hallensaison ausgetragen, wovon die Spieler profitieren, weil Hallenhockey schneller und damit taktisch sowie technisch anspruchsvoller ist. Das hilft ihnen im Feld.

 

Vieles lässt sich jedoch übertragen! Sportarten, die nicht im engsten Fokus der Sponsoren sind, müssen ihre Strukturen in Schulen und Universitäten verbessern, weil hier Zeit bleibt, um die nötigen Stunden des Trainings darzustellen, die erforderlich sind, um Spitzenleistungen zu erzielen. Die Übergänge von Junioren zu A-Mannschaften sind als Scharnier mit dem höchsten Augenmerk zu versehen; hier lohnt es auf besonders geschultes Personal zu setzen. Je früher junge Spieler dann Verantwortung auf Weltniveau bekommen, desto besser. Ganz wichtig ist es ein Elitenkonzept zu installieren, welches Verbände und Vereine verzahnt und an einem Strang ziehen lässt. Letztere müssen begreifen, dass eine erfolgreiche Nationalmannschaft mehr Strahlkraft besitzt als jeder einzelne Klub und so als Zugpferd dem ganzen Sport zugutekommt. Zu guter Letzt das vielleicht Wichtigste: Schult die Lehrer! Die Qualität der Trainer muss immer im Mittelpunkt der Bestrebungen stehen, denn nur gute Trainer können eine hochwertige Sichtung gewährleisten. Bernhard Peters, der legendäre Hockey-Coach resümiert so: „Ich weiß, dass sie im Hockey die Richtigen auswählen.“ Warum sollten andere Sportarten, dass nicht auch hinbekommen? Lernt von den Siegern!

Kommentare

3 Kommentare zu “Aus Siegern wird man klug!
  1. Sportfreund sagt:

    Heute berichtet der Nationalspieler Christopher Zeller in der FAZ über die Erfolgsfaktoren für das deutsche Hockey. Sehr lesenswert! Er nennt den großen Fokus auf das taktische Konzept. Zudem verbringe die Mannschaft 90 Tage im Jahr bei Trainingsmaßnahmen zusammen. Zitat: „Im Grunde haben wir Nationalspieler zwei Teams: die Vereinsmannschaft und die Auswahl.“ Der Mannschaft werde viel Selbstverantwortung übertragen, was das Selbstbewusstsein stärke. Er betont das viel gezieltere Training und kurze aber häufigere Höchstbelastungen. In der Pause würden Videoanalyse bereitgestellt. Beim Schuss würden Techniken angewendet die Automation abrufbar machen. Interessant auch: er betont die finanzielle Abhängigkeit der Spieler von der Nationalmannschaft. „Wir sind mit Blick auf unsere wirtschaftliche Situation eigentlich abhängig von unsrerem Kaderstatus.“

  2. […] besonderes Anliegen gilt den Mannschaften. Bitte werte Verbände, lernt vom Hockey. Hier wird aus wenig das Maximum gemacht. Auch der Fußball hat in der Jugendarbeit Zeichen […]

  3. […] Olympischen Spielen hat nun eine deutsche Hockey-Mannschaft die Goldmedaille gewonnen und unsere Versuche von dieser Sportart zu lernen werden in ihrer Sinnhaftigkeit bestätigt. Man strebt nicht nach Erfolg, sondern versucht stets […]

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