Champions League Halbfinale 2013
Sturm auf Wembley
Es liegt eine Champions-League-Woche hinter uns, die niemand so schnell vergessen wird. Ein weiteres Mal wurden wir der Zeitenwende im europäischen Fußball gewahr. Nicht nur die Siege als solche, sondern besonders die Art ihres Zustandekommens verdeutlicht, dass hier unser geliebtes Spiel auf eine neue Ebene gehoben wurde. Wembley, wir kommen!
Vor den Ereignissen hatten wir geschrieben: „Heute beginnt er, der Kampf der Giganten! Vorfreude! Kein Verein hat in dieser Champions-League-Saison mehr Tore geschossen als die Bayern und weniger kassiert als Dortmund. Kein Verein hat mehr Siege als Bayern und weniger Niederlagen als Dortmund. Kein Club hat mehr Zweikämpfe gewonnen als Bayern und mehr davon angenommen als Dortmund. Bei Barca spielen 18, bei Real 6 Champions-League-Sieger. Weder Bayern noch Dortmund weisen auch nur einen einzigen auf! Keine Frage, wer hier hungriger ist! Auf geht’s, attackieren! Auf dass es heißt: Rendezvous in Wembley!“
Sehnsucht nach dem Titel
Und wenn nur wenig von den großartigen Spielen in Erinnerung bleibt, dann dass die Deutschen hungrig waren, hungrig wie Wölfe. Bei den Bayern verkörperte das besonders Thomas Müller, der wie geschaffen für die wichtigen Partien erscheint. Im Alltäglichen sieht man ihm zuweilen eine seltsame Langweile an und sein Spiel kann an solchen Tagen belanglos wirken. Allein, je größer die Gelegenheit, je bissiger sein Ansinnen. Am Dienstag hat er Barcelona fast im Alleingang zerfleischt. An ihm wird auch die Nationalmannschaft in wichtigen Momenten noch große Freude haben. Bei Dortmund ist es besonders Lewandowski, der sich entfesseln konnte. Auch er besitzt die Gabe zur großen Präsenz im gravierenden Kontext. Wenn einmal jemand seinen Marktwert verfünffacht hat, dann er am Mittwoch.
Die magische Acht
Michael Cox, der Gebieter über die Fußball-Taktik, hat nach den beiden Spielen Interessantestes über die beiden Achter („always the deputy, never the sheriff“) der deutschen Mannschaften bemerkt: „This week, however, two players with that shirt number were key performers in the most dramatic week of European knockout football in the Champions League era. On Tuesday evening in Munich, Javi Martinez played a pivotal role in breaking up Barcelona’s passing and storming forward into attack in Bayern Munich’s 4-0 victory over Barca. The next day, Ilkay Gundogan did something similar in driving Borussia Dortmund up the pitch in their 4-1 home triumph against Real Madrid. […] That’s the Spanish interpretation, but German football is different — there might not be the same emphasis upon tough challenges that we see in in England, but possession means turnover quickly and consistently, which is why „transitions“ (from having the ball to not having the ball, and vice versa) have become such a key part of German football thinking. Of the 92 clubs in Europe’s major five leagues this season, the four most prolific tackling sides all play in the Bundesliga. Martinez, in his own words, is in the Bayern side „to help other players, make sure that there is equilibrium between attack and defence … I am the most German of all Spanish footballers.“
Intensität und Feinheit
Besser können wir es nicht beschreiben und besonders seiner Konklusion schließen wir uns an, jedoch streichen wir das „If“: „If this is the week German football has overthrown Spanish football to become the dominant European league, there are implications both in terms of style and strategy. […] When Spain beat Germany 1-0 in the 2010 World Cup semifinal, two frequently cited statistics were Spain’s dominance of possession and Germany’s greater yardage. The two were connected, though the sides seemed at opposite ends of the footballing spectrum — Spain were technical, Germany were powerful. However, Germany is now producing footballers — and teams — who blend the two better than Spain. German football mixes intensity with intricacy, and even before this week, it was clear that others should be seeking to replicate the German Coaching model.“
Intensität und Feinheit werden von deutschen Mannschaften derzeit wie noch nie kombiniert! Sie sind es, die uns zu neuen ungeahnten Triumphen führen werden. Wölfe stürmen Wembley.
Milde im Triumph
Etwas liegt uns noch am Herzen: behandelt ihn wie jeden Bürger und Strafe muss sein. Eines aber darf niemals passieren! Dass man sich bezüglich Hoeneß nur noch an einen verschossenen Elfmeter und das Abführen in Handschellen erinnert. Die Lebensleistung dieses Mannes liegt dazwischen und sie ist gewaltig! Besonders auch ihm wünschen wir daher mitanzusehen, wie die Bemühungen der letzten Jahre Früchte tragen. Wir haben wohl wieder einen deutschen Champions-League-Sieger und dieses Mal wird es nicht zwölf Jahre bis zum nächsten Titel dauern!