Olympische Spiele 2012 - Reiten

Gold und Sühne

2004 in Athen gewannen die deutschen Vielseitigkeitsreiter zwei Goldmedaillen. Sowohl die Mannschaft als auch die deutsche Schlussreiterin Bettina Hoy hatten großartige Leistungen erbracht und überlegen gesiegt. Doch dann entwickelte sich eine beispiellose Farce, die bis heute unvergessen bleibt und von der sich die Gemüter lange nicht beruhigen konnten. Das Unheil nahm seinen Lauf, als Hoy während einer kurzen Einreitrunde unabsichtlich die Startlinie überquerte, dann aber erst einige Zeit später wirklich startete.

 

Der deutschen Mannschaft wurde nach einem Protest Frankreichs eine Strafe wegen Zeitüberschreitung angerechnet, was zunächst zur Aberkennung der Goldmedaillen führte. Da die Zeitmessung während Hoys Ritt aber ebenfalls fehlerhaft erst nach einem zweiten Überreiten der Startlinie eingesetzt hatte, konnte die Reiterin ihren Fehler nicht erkennen und wurde so der Chance beraubt, die Runde schneller zu beenden und somit in der erlaubten Zeit zu bleiben. Nach eigenem Einspruch gegen dieses Urteil wurde der deutschen Mannschaft die Goldmedaille aus Gründen der Sportlichkeit daher wieder zuerkannt.

 

Nach erneutem Einspruch der nachfolgenden Nationen Frankreich, Großbritannien und der USA entschied der Internationale Sportgerichtshof dann jedoch, dass Deutschland beide Medaillen wieder abzuerkennen waren, da das FEI-Schiedsgericht eine Tatsachenentscheidung gar nicht hätte aufheben dürfen. Auch ein Gnadengesuch beim IOC wurde abgelehnt, sodass die Entscheidung endgültig wurde. Einer großen sportlichen Leistung wurde die Krönung versagt, die Sportlichkeit hatte Schaden genommen.

 

Vier Jahre später in Hongkong gelang jedoch die Revanche. Die Mannschaft und der Einzelreiter Hinrich Romeike gewannen die Goldmedaille und rächten so ihre betrogenen Vorgänger. Gestern nun ging die neueste Auflage des olympischen Vielseitigkeitsreitens in die Entscheidungsphase und wieder gewannen die deutsche Vielseitigkeits-Mannschaft und der Einzelreiter Michael Jung Goldmedaillen. Schon nach der Dressur führten die Deutschen. Die Querfeldeinstrecke konnten dann alle Reiter Jung mit Sam, Ingrid Klimke mit Abraxxas, Sandra Auffarth mit Opgun Luovo, Dirk Schrade mit King Artus und Peter Thomsen mit Barny ohne Hindernisfehler durchqueren und ihre große Leistung dann im Springen bestätigen.

 

Vielen kam gestern im Überschwang der Freude das Drama von 2004 in den Sinn. Damals war die Enttäuschung gewaltig. Der Bundestrainer klagte noch immer: „Damals hatten wir den Olympiasieg nur für 24 Stunden“. Doch mit den Siegen in Hongkong vor vier Jahren und nun im Mutterland der Vielseitigkeit ist dieses Unheil gesühnt. Fall seven times, stand up eight!

 

 

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*