Fußball-Europameisterschaft 2012: Finale

Finale und Neubeginn

Es fällt schwer aufzuwachen am Tag des großen Finales und zu wissen: Wir sind nicht dabei! Deutschland, die Mannschaft mit der stärksten Anlage, ist bereits im Urlaub und wird heute Abend, wie wir alle, das Endspiel im Fernsehen verfolgen.

 

Spanien gegen Italien, zwei würdige Gegner treffen sich auf Augenhöhe, der Ausgang erscheint offener als je zuvor. Spanien hat die Gelegenheit sich zum dreifachen Europameister aufzuschwingen und damit Deutschland einzuholen. Darüber hinaus schaffte es noch nie eine Mannschaft, den Europameistertitel zu verteidigen oder drei große Titel in Folge zu gewinnen. Für Italien geht es um den zweiten EM-Titel seit 1968. Fest steht, dass seit 2004, bei großen Turnieren keine andere Mannschaft mehr gewonnen hat, als die beiden Finalteilnehmer. Es ist ein verdientes, großes Finale. Der Fußball-Freund freut sich und hofft auf ein Spektakel.

 

Nach zwei Tagen Zeit zur Reflektion und mit größerer Nüchternheit fragt man sich noch immer: Was hat für den deutschen Sieg gefehlt? Schon vor Beginn des Spiels fiel auf, dass Italien eine große innere Ruhe ausstrahlte, ein Selbstvertrauen, welches zusätzlich noch durch das Wissen um die Geschichte gesteigert wurde. Die deutsche Mannschaft wirkte fahriger, sie begriff das Spiel nicht als Chance, sondern sah nur das Risiko, dass es so kommen würde wie immer gegen Italien. Stellt sich nur die Frage und einer unserer Kommentatoren hat darauf hingewiesen: Wie trainiert man Selbstvertrauen? Früher haben deutsche Mannschaften über den bedingungslosen Kampf ihr Selbstvertrauen gefunden. Im Halbfinale sah man davon zu wenig. Einer deutschen stehen vier italienische gelbe Karten gegenüber. Die Mannschaft ist unzweifelhaft technisch stärker als ihre erfolgreichen historischen Pendants. Wenn sie es schaffen würde, die Technik mit größerer Härte, mit vorbehaltsloserem Kampf zu verbinden, es würde einen großen Schritt nach vorne bedeuten.

 

Zusätzlich fehlt ein Anführer. Die großen deutschen Mannschaften hatten stets ihre Führungsfiguren. In den siebziger Jahren war es Beckenbauer, 1990 Matthäus und 1996 Sammer. Weder der Kapitän Lahm, noch Schweinsteiger oder Özil sind Spieler dieses Typus. Wir hatten die Hoffnung es würde sich in der Hitze der Schlacht während des Turniers ein solcher ausbilden. Leider ist das nicht geschehen. Hummels und Khedira haben das Zeug dazu, vielleicht wird es einer von ihnen sein. Leider fängt gerade auch der Trainer dieses Defizit nicht auf. Als es darum ging, zeigte er eine katastrophale Körpersprache und man befürchtet, dass er auch in der Kabine nicht der größte Motivator ist.

 

Die deutsche Nationalmannschaft hat gegenwärtig mit das größte Potential des Weltfußballs. 15 Pflichtspielsiege und vier Halbfinals in Folge beweisen das. Je größer aber das Potential, umso wichtiger auch es nicht zu vergeuden! Vor Jahren gab es einmal eine Werbung, die eine Agenda des Erfolgs vorgab: Nie mit sich zufrieden sein – Auf perfekte Ausrüstung achten – Keine Kompromisse schließen – An den Erfolg glauben – Und wieder neu beginnen!

 

Wem der Finaltag ohne deutsche Beteiligung über Gebühr schwer fällt, der sei an folgende Artikel und Videos verwiesen, die unsere EM-Erfolge 1972, 1980 und 1996 aufleben lassen. Da ist zu sehen, was uns dieses Mal noch fehlte. Die Mannschaft wird reifen, Anführer werden sich finden. Es sind Rosen und sie werden blühen!

 

 

 

 

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