Jahreswechsel 2012/2013

Lehren eines Sportjahres

Das Auf und Ab des Sportjahres haben wir beleuchtet. Doch welche Lektionen bergen die Ereignisse in sich? Was können wir von 2012 lernen, um 2013 noch erfolgreicher zu spielen?

Feuerwerk in Tokyo (Shin-改 T)

Feuerwerk in Tokyo (Shin-改 T)

 

Angriff beginnt in der Verteidigung

Der deutsche Meister hat es 2012 vorgemacht: Erfolgreicher Angriffsfußball beginnt in der Verteidigung. Klopps Mannschaft griff oftmals bereits am Strafraum des Gegners an, schaltete dann blitzschnell um und münzte die Energie der Ballabnahme in Offensivdrang. Damit überrumpelte man in der Rückrunde viele Mannschaften der Bundesliga und im europäischen Herbst sogar die besten Teams Europas. Dieser Art des Spiels ist somit höchster Erfolg beschieden, sie erfordert allerdings auch bedingungslosen Einsatzwillen der gesamten Mannschaft und damit eine überdurchschnittliche Kondition gepaart mit dem Willen die Intensität der Leistung über lange Zeiträume durchzuhalten. Das kann nicht jeder Mannschaft gelingen. Wichtig ist aber diese Spielweise anzustreben und bereits in der Personalplanung darauf zu achten, ob potentielle Neuzugänge über eine entsprechende Motivation und Grundkondition verfügen.

 

Körpersprache zählt

Wir wissen nicht, ob Körpersprache reicht Spiele zu gewinnen. Man kann aber Spiele durch mangelnde Haltung entscheidend negativ beeinflussen. Wenn sich ein Führungsspieler vom Schlage Schweinsteigers im Champions League-Finale bei einem Elfmeter der eigenen Mannschaft abwendet, weil er nicht zusehen kann. Und wenn der Bundestrainer in der ersten schwierigen Situation eines Turniers gegen Italien nur noch auf der Bank kauert und an seinen Nägeln kaut, dann werden Signale gesendet, die die eigene Mannschaft schwächen, den Gegner stärken und ein Spiel entscheiden können. Das darf nicht passieren. Hier sollten Sportler sich bereits vor großen Sportereignissen damit beschäftigen, wie sie im Falle von Rückschlägen handeln werden, um weiter ihrer Führungsrolle zu entsprechen. Jammerlappen werden nicht Europameister.

 

Jugendarbeit richtig machen

Das katastrophale Abschneiden des Mannschaftssports bei den Olympischen Spielen muss Änderungen und Verbesserungen nach sich ziehen. Es müssen hier allerdings nicht neue Konzepte erfunden sondern lediglich kopiert und angewendet werden. Der deutsche Fußball leistet hier weltweit Vorbildliches. Er hat verstanden, was wirklich zählt: eine hohe und niemals nachlassende Konzentration auf die Jugend. Jeder Bundesligist muss ein ausgearbeitetes Programm zur Jugendförderung vorlegen, welches Ziele, Philosophie, Organisation, Finanzierung und Didaktik präzisiert. Jeder Club muss ein Jugendleistungszentrum nachweisen und ein Sportinternat bieten, was eine ganzheitliche Ausbildung der jungen Sportler gewährleistet. Besonders hervorzuheben ist die Regel, dass mindestens 60% der Förderverträge mit für Deutschland einsetzbaren Spielern abgeschlossen werden müssen. Das ist der richtige Weg, auch für die anderen deutschen Mannschaftssportarten.

 

Im Halbfinale geht’s erst wirklich los

An dieser Stelle können wir nichts vom Fußball nach 1996 lernen. Hier heißt es auf das Hockey zu schauen! Bei den letzten drei Olympischen Spielen hat nun eine deutsche Hockey-Mannschaft die Goldmedaille gewonnen und unsere Versuche von dieser Sportart zu lernen werden in ihrer Sinnhaftigkeit bestätigt. Man strebt nicht nach Erfolg, sondern versucht stets eine große Leistung abzurufen. Konzentriert euch auf Leistung, dann stellen sich Erfolge ein. Nicht jeder hat das begriffen! Die deutschen Hockey-Mannschaften wachsen über sich hinaus. Gerade wenn es schwierig wird, wenn es nicht so läuft, wenn sie Rückschläge erleiden, dann geht’s erst richtig los. Im Halbfinale des olympischen Turniers lagen die Herren gegen Australien mit einem Tor zurück, um dann in Unterzahl während zehn Minuten das Spiel zu drehen und drei Tore zu schießen. Im Finale überstanden sie einen munteren Start der Niederlande, gingen dann in Führung, bekamen dann aber wenige Minuten vor Schluss den Ausgleichstreffer, nachdem vorher Großchancen vergeben worden waren. Viele Mannschaften hätten daran zu knabbern gehabt und sich hängen lassen. Diese Hockey-Herren steigern sich in solchen Situationen lieber! Die FAZ schreibt: „Das Hockey-Nationalteam hat die Erfahrung gemacht, dass es bei einem Turnier zwei verschiedene Phasen gibt: die Spiele bis zum Halbfinale und ab dem Halbfinale. Ihre Mentalität, so die Hockeyspieler, sei ganz auf die beiden letzten Spiele ausgerichtet.“

 

Dem Karriere-Höhepunkt gewachsen sein

Martin Kaymer stand 2012 vor der schwierigsten Aufgabe seiner Karriere. Nach unvergleichlicher Aufholjagd waren Europas Golfer beim Ryder Cup noch einen Putt vom süßtesten Sieg entfernt. Es lag an Kaymer den Ball aus wenigen Metern zu versenken. “Der Druck in dieser Situation ist unmenschlich. Fast angsterfüllt,….,jedes Kind träumt von dieser Situation. Jetzt ist es Realität für Martin Kaymer.” Kaymer tritt heran, sammelt sich und spielt den Ball. Im Nachhinein wird er sagen, er habe nicht gezweifelt. Und er hatte sich auf diese Situation vorbereitet. Es war Bernhard Langer, der vor 21 Jahren beim Ryder Cup in Kiawah Island den entscheidenden Putt, der Europa zum Gewinn des Pokal gereicht hätte, vorbei geschoben hatte, dann aber einer ähnlichen Aufgabe 1997 in Valderrama gerecht geworden war und den Sieg gebracht hatte. Kaymer traf sich während des Ryder Cups mit Langer, vergegenwärtigte sich die Situation und versuchte sich vorzustellen womit er konfrontiert werden könnte. Als dann der Putt seines Lebens anstand, war er bereit.

 

Niemals aufgeben

Vettel lag im Saisonverlauf schon 44 Punkte und damit eigentlich aussichtlos zurück. Dennoch verlor er nie den Siegeswillen und die Zuversicht es trotzdem noch zu schaffen. Im drittletzten Rennen dann wurde die Aufholjagd jäh gestoppt. Vettel musste vom letzten Platz aus starten und die Messe schien gelesen. Vettel hätte seinen Vorsprung eigentlich einbüßen müssen, hat es aber nicht zugelassen und noch den dritten Platz erzwungen. Nach über 30 Überholmanövern schrie er im Ziel in die Mikrofone: “Ich hab’s euch ja gesagt, Jungs, hört niemals auf zu glauben!” Ähnliches gelang ihm dann im letzten Rennen in Interlagos wo er abermals in der ersten Rund plötzlich Schlusslicht war. Wie viele Rückschläge musste Vettel 2012 wegstecken. Doch er bewahrte stets Zuversicht und Konzentration. Das unterscheidet ihn von normalen Spitzenfahrern. Er hadert nicht, sondern ruft seine Leistung ab. Das müssen wir uns zum Vorbild nehmen!

 

Hart zu sich sein

Ein Ruderrennen ist kein Selbstläufer. In den ca. 5min. 30sec., die es dauert, die 2000m eines olympischen Rennens zu bewältigen, kann viel passieren. Kaum ein Sport bringt den Athleten so sehr an die Grenzen seiner Belastbarkeit und fordert so viele Muskelpartien, Kraft und Ausdauer. Es reicht aber nicht, absolut fit zu sein! Die bedingungslose Einordnung in das System ist unerlässlich. Genaueste Koordination der Ruderpartner bei jedem einzelnen Schlag ist erforderlich, um die höchste Fahrtgeschwindigkeit von ca. 25 km/h zu erreichen. Dazu sind oft mehr als 40 Schläge pro Minute nötig, bei denen jeder einzelne Ruderer über 500 Watt Leistung pro Schlag auf die Riemen bringt. Ruderlegende Roland Baar beschrieb die Gefühle im Rennen mal folgendermaßen: „Bei 200m beginnen die Schmerzen…Es ist als ob man mit der nackten Hand auf eine Herdplatte fasst. Es dauert nur länger.“ Das harte Training unter dem Bundstrainer Ralf Holtmeyer, der diese Mannschaft sorgfältig ausgewählt, getestet und dann auf dieses Niveau gepeitscht hat, gab letztendlich den Ausschlag. 36 Rennen ohne Niederlage beweisen, dass der Deutschlandachter als Vorbild taugt. Seid hart zu euch selbst. Je mehr man im Training schwitzt, desto weniger blutet man im Kampf!

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